Long-Covid-Erkrankte fallen mehr als 100 Tage aus

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Die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung sind auch für Unternehmen erheblich. Eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass Beschäftigte im Schnitt mehr als einhundert Tage im Jahr wegen Long Covid fehlen. Wir zeigen, was Arbeitgeber jetzt tun können.
Nach Schätzungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von Ende Mai 2021 leiden ca. 350.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Corona-Erkrankung. Selbst bei einem milden Verlauf waren die Betroffenen im Jahr 2021 gemäß des TK-Gesundheitsreports 2022 im Schnitt 90 Tage krankgeschrieben. Betroffene, die aufgrund ihrer Corona-Erkrankung einen Krankenhausaufenthalt von mehr als sieben Tage hatten, waren im Folgejahr durchschnittlich 168 Tage krankgeschrieben. Patientinnen und Patienten, die im Krankenhaus beatmet werden mussten, waren im Schnitt 190 Tage krankgeschrieben. Zum Vergleich: Jeder TK-Versicherte war im vergangenen Jahr durchschnittlich 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet.
Die Symptome von Langzeit-COVID sind umfassend und reichen von reduzierter Belastbarkeit und starker Müdigkeit über Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen. „Die Analyse zeigt: Wer von Long-COVID betroffen ist, muss sich lange mit dieser Krankheit auseinandersetzen“, sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Die Zahl der von Long-COVID betroffenen Menschen erscheint mit knapp einem Prozent relativ gering. Das sind aber nur die Patienten, die auch mit dieser speziellen Diagnose krankgeschrieben wurden – wir gehen also von einer hohen Dunkelziffer aus.“
Tipps zum Umgang mit Long-Covid: Was Unternehmen tun können
Die Symptome nach einer akuten Erkrankung können die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten erheblich einschränken. So entwickelt sich Long Covid zu einem Problem für die Arbeitswelt. Unternehmen sollten dies nicht ignorieren, sagt Reinhild Fürstenberg, Geschäftsführerin und Mitbegründerin des Fürstenberg-Instituts: „Arbeitgeber müssen ein besonderes Augenmerk auf die Betroffenen legen, die nach einer Corona-Infektion an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Der Weg aus der Krise führt für Unternehmen nur über gesunde und belastbare Beschäftigte.“
Das Fürstenberg Institut hat fünf Tipps für Unternehmen im Umgang mit Long Covid formuliert:
Spätestens jetzt sollten Unternehmen die Gesundheit zur Chefsache machen. Seelisches Wohlbefinden muss auch am Arbeitsplatz möglich sein und gefördert werden. Die Mitarbeiter brauchen dafür geeignete Ansprechpartner. Dies können speziell geschulte Mitarbeiter der Personalabteilung, Arbeitnehmervertreter oder professionelle externe Beratungsdienste sein. Den Führungskräften kommt in diesem Zusammenhang eine elementar wichtige Roille zu. Sie sind im besten Fall eng dran an ihrem Team, können einen Leistungsabfall schnell erkennen – und im Sinne ihrer Fürsorgepflicht für Entlastung sorgen, indem sie zum Beispiel flexiblere Arbeitszeiten für die Betroffenen anbieten, längere Ruhezeiten ermöglichen oder externe Unterstützung anbieten. Unternehmen sollten ihre Führungskräfte entsprechend für das Thema Long Covid sensibilisieren. Long Covid und stressbedingte Erkrankungen können in BEM-Prozesse (Betriebliches Eingliederungsmanagement) im Rahmen einer stufenweisen Wiedereingliederung integriert werden, wie dies beispielsweise bei Mitarbeitern mit Bandscheibenvorfällen oder Burnout der Fall ist. Mit dem im Arbeitsschutzgesetz verankerten Instrument GBU Psyche (Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen) können arbeitsbedingte Belastungen z.B. durch digitale Fragebögen oder Workshops gemessen und entsprechende Präventionsmaßnahmen entwickelt werden. Wichtig ist, dass niemand vergessen wird und sich belastende Situationen nicht weiterentwickeln. Betroffene sollten sich Hilfe suchen: durch betriebliche Angebote, Fachambulanzen oder Hausärzte. Auch der Besuch von Selbsthilfegruppen für Long Covid kann eine große Hilfe sein. Wichtig ist, dass sich die Betroffenen mit ihren Bedürfnissen und Einschränkungen gegenüber ihrem Umfeld bemerkbar machen – vor allem am Arbeitsplatz. Nur dann können sie von dort Unterstützung erwarten.
Das Fürstenberg Institut hat in den letzten Jahren untersucht, wie Unternehmen gezielt mit Gesundheitsthemen umgehen können. In diesem Zusammenhang wurde zum Beispiel analysiert, was bei betriebsspezifischen Präventions- und Fördermaßnahmen am besten funktioniert, um den Krankenstand langfristig zu senken. Das Ergebnis: „Unternehmen, die sich in erster Linie für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter verantwortlich fühlen, haben es nicht nur geschafft, die Fehlzeiten im Vergleich zu anderen Unternehmen um mehr als 20 Prozent zu senken – sie haben auch ihre Produktivität gesteigert“, sagt Reinhild Fürstenberg. Diese Ergebnisse zeigen: Jetzt zu investieren, zahlt sich später aus!

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